1. Wofür braucht neu.sw Erdgas?
Zum einen versorgen wir Haushalte und Industrie mit Erdgas. Zum anderen produzieren wir Strom und Fernwärme im Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) in der Warliner Straße. Diesen Prozess nennt man Kraft-Wärme-Kopplung. Er ist besonders effektiv, weil die bei der Stromproduktion entstehende Wärme auch zum Heizen genutzt werden kann. In Neubrandenburg sind etwa 80 Prozent der Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen, werden also mit Heizenergie und warmem Wasser versorgt. Der im Kraftwerk entstehende Strom wird entweder selbst verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist.
2. Ist die Energieversorgung gefährdet?
3. Was bedeutet die Ausrufung der Alarmstufe nach dem Notfallplan Gas durch das Bundeswirtschaftsministerium?
Die Gasversorgungslage hat sich zwar erheblich verschlechtert, aber die Versorgungssicherheit ist weiter gewährleistet. Wir müssen uns aber auf den Winter vorbereiten, denn Gas ist inzwischen ein knappes Gut. Deshalb sollen Verbraucher und Industrie überall, wo es möglich ist, Energie sparen. Das jetzt im Sommer ungenutzte Gas kann dann zur Befüllung der Gasspeicher genutzt werden. Sie sind unsere Vorräte für den Winter.
Energiespartipps von neu.sw finden Sie hier. Auch das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium hat viele Tipps zusammengefasst.
4. Was passiert, wenn im Herbst oder Winter dennoch eine Engpasssituation eintritt?
Wir haben in Europa und Deutschland Sicherungsmechanismen, die in so einer Engpasssituation greifen. In jedem Fall sind Haushaltskunden und Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Bei einem Lieferstopp bzw. Gasmangel würde deshalb zunächst die Gasversorgung bestimmter Industrieunternehmen unterbrochen. Dabei sind mehrstufige Abschaltregularien zu befolgen.
5. Wie groß ist die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland bei neu.sw?
Russland lieferte noch bis Anfang dieses Jahres mehr als 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Jetzt, da diese Lieferungen deutlich reduziert wurden, ist das eine große Herausforderung. Die betrifft natürlich auch uns als neu.sw, denn auch unsere Lieferanten beziehen oder bezogen ihr Erdgas zu einem großen Teil aus Russland. Wie viel genau, können wir nicht sagen.
6. Gibt es die Möglichkeit einzelne Haushalte von der Gaszufuhr fernabzuschalten?
7. Kann das Gas über Tageszeiten rationiert werden (also beispielsweise über Nacht)?
8. Wie sehen Alternativen aus, wenn kein oder zu wenig Erdgas zur Verfügung stehen würde?
Wir betreiben für die Strom- und Fernwärmeversorgung ein Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD), um Strom und Wärme sehr effizient herzustellen. Möglich wäre vorübergehend, Wärme mit reduziertem Gaseinsatz über unsere Heizwerke zu produzieren. Hier könnten wir alternativ auch Heizöl statt Erdgas einsetzen. Dies ist im Vergleich zur aktuellen Betriebsweise weniger effizient und teurer, kann aber helfen, Versorgungsengpässe auszugleichen.
Der Kurzzeitwärmespeicher kann Bedarfsschwankungen sehr effektiv ausgleichen. Er kann aber nicht die gesamte Stadt auf Dauer mit Fernwärme versorgen. Erdwärme können wir aktuell nicht nutzen, weil unser Aquiferspeicher im Zuge unserer grünen Wärme-Wende zu einer Geothermieanlage umgebaut werden soll.
9. Was bedeutet die Krise am Energiemarkt für die Preise?
Energiepreise sind von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die Beschaffungspreise für Erdgas und Strom hatten sich schon seit Mitte des letzten Jahres deutlich verteuert, in der Folge auch die Fernwärme-Preise. Der Ukraine-Krieg hat diesen Effekt noch einmal verstärkt. Wir freuen uns, dass wir die Gas-, Strom- und Fernwärmepreise für unsere Kunden bislang trotzdem weitgehend stabil halten konnten.
Die Situation am Energiemarkt zwingt uns aber zum 1. September 2022 zu Preiserhöhungen bei unseren Strom-Kunden im Umland der Vier-Tore-Stadt. Dort betreibt neu.sw kein eigenes Stromnetz. Betroffen sind etwa 7 300 Kundinnen und Kunden. Es ist die erste Strompreiserhöhung von neu.sw seit Januar 2020. Zwischenzeitlich waren die Preise mit dem Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli gesenkt worden. Die neuen Strom-Tarife sind im Vergleich zu vielen anderen Anbietern nach wie vor sehr günstig. Im Stadtgebiet selbst bleiben die Preise vorerst noch stabil.
Natürlich ist der Krieg in der Ukraine, insbesondere dann, wenn dadurch weniger Gas aus Russland geliefert wird, ein Faktor, der die Preise weiter erhöhen wird. Wir erwarten deshalb zum Jahresende sehr deutliche Steigerungen bei den Kosten für Erdgas, Fernwärme und Strom auch in unserem eigenen Netz in der Stadt Neubrandenburg.
Preisanpassungen unterliegen im Regelfall zunächst der Zustimmung des neu.sw Aufsichtsrates. Unsere Kundinnen und Kunden werden dann nach den vertraglichen Festlegungen mindestens sechs Wochen vorher informiert.
Nach Feststellung einer Gasmangellage durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) ist es Energieversorgungsunternehmen erlaubt, auch außerordentliche Preisanpassungen vorzunehmen. Das gilt nach Energiesicherungsgesetz (EnSiG) für Gaskunden. Eine Umlage als Finanzausgleich ist ebenso möglich. Würde die Gasmangellage festgestellt, könnten Versorger wie wir als Stadtwerk ihre Mehrkosten möglicherweise innerhalb einer kürzeren Zeit als vertraglich vereinbart an ihre Kunden weitergeben. Das beträfe auch Verträge mit einer Preisgarantie. Die entsprechenden Regelungen wurden aber von der BNetzA noch nicht aktiviert.
10. Sollten neu.sw Kunden Ihre Abschlagszahlungen anpassen?
Eine Anpassung der Abschlagszahlungen macht immer Sinn, wenn eine Preisanpassung feststeht. Wir raten also erst dazu, wenn es tatsächlich zu einer Preiserhöhung kommt. Unser Kundenservice berät Sie dazu unter 0395 3500-999 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Unter www.neu-sw.de sind außerdem ein Online-Chat und ein Rückruf-Service eingerichtet.
Sie sollten sich aber generell auf steigende Energiepreise spätestens zum Jahreswechsel einstellen. Mit der Jahresendrechnung werden wir Ihnen die neu berechneten Abschläge mitteilen.
11. Was mache ich bei Zahlungsschwierigkeiten?
Bei eventuellen Zahlungsschwierigkeiten raten wir unseren Kundinnen und Kunden, immer das Gespräch mit unserem neu.sw Beratungsteam zu suchen. Gemeinsam finden sie einen Weg, der auf die individuelle Situation zugeschnitten ist. Die Beraterinnen und Berater sind unter 0395 3500-999, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder im neu.sw Kundenbüro am Marktplatz erreichbar.
12. Welche Entlastungen gibt es für Verbraucherinnen und Verbraucher?
- der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli 2022: EEG steht für Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Umlage förderte in den vergangenen Jahren die Erzeugung von Strom in Anlagen mit erneuerbaren Energiequellen. Zuletzt betrug sie 3,723 ct/kWh. Diese Kosten entfallen nun beim Strompreis. Das hatte der Bundestag beschlossen, um Verbraucherinnen und Verbraucher zu entlasten. Der Strompreis reduziert sich entsprechend. Die Verrechnung erfolgt in der nächsten Jahresrechnung.
- Ein einmaliger Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger: In Mecklenburg-Vorpommern ist die Auszahlung ab Mitte Juli 2022 vorgesehen. Den Heizkostenzuschuss erhalten alle Personen, die vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. März 2022 mindestens einen Monat Wohngeld bezogen haben. Er wird automatisch gezahlt. Ein Antrag ist nicht erforderlich. Ein Einpersonenhaushalt erhält 270 Euro, ein Zweipersonenhaushalt 350 Euro und für jede weitere Person im Haushalt gibt es zusätzlich 70 Euro.
- befristete Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe: Sie wird für drei Monate vom 1. Juni 2022 bis zum 31. August 2022 gesenkt.
- eine einmalige Energiepreispauschale für Erwerbstätige: Alle einkommenssteuerpflichten Erwerbstätigen erhalten einmalig 300 Euro. Der Bonus soll im September durch die Arbeitgeber mit dem Gehalt ausgezahlt werden.
- das 9-Euro-Ticket für den ÖPNV: Vom 1. Juni bis 31. August können Fahrgäste den ÖPNV in ganz Deutschland vergünstigt nutzen. Das Ticket gilt je Monat für Bus, S-Bahn, U-Bahn oder Regionalverkehr der Bahn. Sie erhalten das Ticket zum Beispiel digital über die „dein nb“ App oder direkt in den Stadtbussen der Neubrandenburger Verkehrsbetriebe (NVB) und deren Vorverkaufsstellen.
13. Was tut neu.sw, um unabhängiger vom Erdgas zu werden?
Schon seit 2016 treiben wir die Umgestaltung unserer Fernwärmeversorgung in Neubrandenburg Schritt für Schritt voran. Die Versorgungsquote ist mit 80 Prozent in der Stadt sehr hoch. Die Erzeugung im Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD) wurde optimiert. Eine Gasturbine ist technologisch auch schon auf einen Anteil Wasserstoffverbrennung ausgerichtet. Der steht zwar als Brennstoff noch nicht zur Verfügung, wenn es aber so weit kommt, können wir dank dieser Turbine schrittweise Wasserstoff als Alternative zum Erdgas einsetzen.
Unser Kurzzeitwärmespeicher speichert überschüssige Wärme. Die Power to Heat-Anlage daneben wird etwa ab Ende 2023 überschüssigen grünen Strom in grüne Wärme umwandeln. Diese Wärme wird im Speicher eingelagert und erst dann abgerufen, wenn unsere Kunden sie benötigen. Außerdem werden wir als nächste Schritte unseren Aquiferspeicher zu einer Geothermieanlage umbauen sowie eigene Solarthermieanlagen errichten und in das Wärmenetz einbinden. Aus Umweltaspekten und vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage planen wir derzeit, diese Entwicklung der Umgestaltung zu beschleunigen.
14. Was können Kundinnen und Kunden mit Blick auf die Energiekrise tun?
Da gibt es einen altbekannten Rat und der heißt: Energie sparen. Wenn jeder für sich noch einmal überprüft, was er oder sie beim Heizen, Lüften, Waschen oder bei der Beleuchtung optimieren kann, dann beendet das zwar nicht die Energiekrise. Aber es drosselt den Energieverbrauch und schont Ihren Geldbeutel. Und je mehr Gas heute schon eingespart wird, desto mehr können wir für die Speicherbefüllung nutzen.
Tipps gibt es zum Beispiel unter www.neu-sw.de/energiespartipps.
Wenn Sie darüber nachdenken, Ihre Heizungsanlage zu modernisieren oder ein Wechsel zur Fernwärmeversorgung infrage käme, sprechen Sie gern unsere Experten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder 0395 3500-999.