neu.sw liefert auch in Ausnahmesituationen Energie und Wärme. Dass wir gut gerüstet sind, haben wir nicht zuletzt in der Corona-Pandemie bewiesen. Mit dem Krieg in der Ukraine gehen nun neue Fragen zur Versorgungssicherheit einher. Unsere Geschäftsführer Ingo Meyer und Reinhold Hüls geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.


neu.sw Geschäftsführer Ingo Meyer und Reinhold Hüls auf dem Kraftwerksgelände vor dem Kurzzeitwärmespeicher. Foto: neu.sw


Das Interview wurde für unseren kommenden Kunden-Newsletter Neues! geführt, der am 12. April erscheint und allen neu.sw Kunden per Post zugestellt wird.

Ist die Energieversorgung gefährdet?

Die Energieversorgung in Deutschland ist nach wie vor sehr stark vom Rohstoff Erdgas abhängig. In Bezug auf die Gaslieferungen sehen wir für die aktuelle Heizperiode hier bei uns keine Gefährdung der Versorgungssicherheit. Wir haben in Europa zudem Sicherungsmechanismen, die in einer Engpasssituation greifen. In jedem Fall sind Haushaltskunden und Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Bei einem Lieferstopp bzw. Gasmangel würde deshalb zunächst die Gasversorgung bestimmter Industrieunternehmen unterbrochen. Dabei sind mehrstufige Abschaltregularien zu befolgen. Wie wir deutschlandweit, und damit auch vor Ort, für den nächsten Winter gerüstet sein werden, können wir aktuell aber nicht vorhersagen.

 

Wie groß ist die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland bei neu.sw?

Russland liefert mehr als 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Sollten Lieferungen aus Russland kurzfristig ausfallen, ist das eine große Herausforderung. Die würde natürlich auch uns als neu.sw betreffen, denn auch unsere Lieferanten beziehen ihr Erdgas zu einem großen Teil aus Russland.

 

Wie sehen Alternativen aus, wenn kein oder zu wenig Erdgas zur Verfügung stehen würde?

Wir betreiben für die Strom- und Fernwärmeversorgung ein Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk, um Strom und Wärme sehr effizient herzustellen. Möglich wäre vorübergehend, Wärme mit reduziertem Gaseinsatz über unsere Heizwerke zu produzieren. Hier könnten wir alternativ auch Heizöl statt Erdgas einsetzen. Dies ist im Vergleich zur aktuellen Betriebsweise weniger effizient, kann aber helfen, Versorgungsengpässe auszugleichen.

 

Was bedeutet die Krise am Energiemarkt für die Preise?

Energiepreise sind von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die Beschaffungspreise für Erdgas und Strom hatten sich schon in den vergangenen Monaten deutlich verteuert, in der Folge auch die Fernwärme. Wir freuen uns, dass wir zumindest die Strompreise für unsere Kunden trotzdem bislang stabil halten konnten. Aber natürlich ist der Krieg in der Ukraine, insbesondere dann, wenn dadurch weniger Gas aus Russland geliefert würde, ein Faktor, der sowohl die Gas- als auch die Strompreise beeinflusst und erhöhen dürfte. Wir müssen also mit deutlichen Steigerungen bei Strom, Erdgas und Fernwärme rechnen.

 

Was tut neu.sw, um unabhängiger vom Erdgas zu werden?

Schon seit 2016 treiben wir die Umgestaltung unserer Fernwärmeversorgung in Neubrandenburg Schritt für Schritt voran. Die Versorgungsquote ist mit 80 Prozent in der Stadt sehr hoch. Die Erzeugung im Kraftwerk wurde optimiert. Eine Gasturbine ist technologisch auch schon auf einen Anteil Wasserstoffverbrennung ausgerichtet. Der steht zwar als Brennstoff noch nicht zur Verfügung, wenn es aber so weit kommt, können wir dank dieser Turbine schrittweise Wasserstoff als Alternative zum Erdgas einsetzen.

Unser Kurzzeitwärmespeicher speichert überschüssige Wärme. Die Power to Heat-Anlage daneben wird ab 2023 überschüssigen grünen Strom in grüne Wärme umwandeln. Diese Wärme wird im Speicher eingelagert und erst dann abgerufen, wenn unsere Kunden sie benötigen. Außerdem werden wir als nächste Schritte unseren Aquiferspeicher zu einer Geothermieanlage umbauen sowie eigene Solarthermieanlagen errichten und in das Wärmenetz einbinden. Aus Umweltaspekten und vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage prüfen wir derzeit, diese Entwicklung der Umgestaltung zu beschleunigen.

 

Was können Kundinnen und Kunden mit Blick auf die Energiekrise tun?

Da gibt es einen altbekannten Rat und der heißt: Energie sparen. Wenn jeder für sich noch einmal überprüft, was er oder sie beim Heizen, Lüften, Waschen oder bei der Beleuchtung optimieren kann, dann beendet das zwar nicht die Energiekrise. Aber es drosselt den Energieverbrauch. Tipps gibt es zum Beispiel unter neu-sw.de/energiespartipps. Wenn Sie darüber nachdenken, Ihre Heizungsanlage zu modernisieren, sprechen Sie gern unsere Experten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder 0395 3500-999.

 

Interview geführt am 28. März 2022