Das Thema Sicherheit wird beim Umgang mit Informations- und Telekommunikations-Technologie immer wichtiger. Auch in unserem Sendegebiet. Über die Sicherheit des Breitbandnetzes der Neubrandenburger Stadtwerke sprach Prof. Dr. Bernhard Stütz. Der Hochschullehrer an der Fachhochschule Stralsund ist ein bundesweit anerkannter Fachmann für Fragen der Datensicherheit.

Herr Dr. Stütz, Sie sind Professor an der FH Stralsund. In Ihrem Spezialgebiet, der Netzwerktechnik, ist die Sicherheit ein wesentliches Thema. Genau dieses Thema beschäftigt insbesondere die Neubrandenburger, nachdem das Abhören des Geschäftsführers der Neubrandenburger Stadtwerke, Holger Hanson, vor wenigen Wochen bekannt wurde. Können die Menschen heute noch ohne Angst, dass Andere mithören, telefonieren? 


Ein normaler Nutzer der Telefonie über fitflat kann nahezu sicher sein, dass er nicht abgehört wird. Die fitflat Telefonie wird verschlüsselt über das Breitbandkabel übertragen und ist damit wesentlich besser geschützt als das klassische analoge Telefon (jeder der Zugang zu der Teilnehmeranschlussleitung hat, kann mit einem einfachen Kopfhörer mithören) oder das ISDN Telefon. Staatliche Stellen sind natürlich im Rahmen sehr eng gefasster Gesetze befugt und in der Lage Telefongespräche abzuhören.




Wie war das Abhören überhaupt möglich?  

Während der Testphase war die Verschlüsselung im fitflat Netz noch nicht eingeschaltet. Doch auch ohne Verschlüsselung war der Aufwand zum Abhören sehr groß. Vermutlich wurde von einem anderen Kabelanschluss in der Nähe von Herrn Hanson mit Spezialgeräten direkt auf das Kabel zugegriffen und die hochfrequenten Signale ausgeleitet, demoduliert, dekodiert und aufgezeichnet. Da sich auf dem Kabel die Signale von vielen Teilnehmern befinden, gehört viel Insiderwissen dazu, um die Gespräche und Daten eines bestimmten Teilnehmers auszufiltern.    



Wer kann so etwas? 

Um eine solche Abhöraktion durchzuführen wird teure Spezialtechnik und auch viel Expertenwissen benötigt. Es kommen deshalb für diesen Abhörangriff nur Personen in Frage, welche über das nötige Wissen und Zugang zu der nötigen Technik haben.   



Wie schätzen Sie die Sicherheit des Telefonierens über das Neubrandenburger Kabelnetz ein? 

Die Sicherheit der Telefonie über das Neubrandenburger Kabelnetz schätze ich durch die nun im Normalbetrieb eingesetzte Verschlüsselung und zertifikatsbasierte Authentisierung als sehr hoch ein. Absolute Sicherheit ist mit keiner bezahlbaren Technik erreichbar. Falls jemand unberechtigt in die Privatsphäre einer Person eindringen will, kann er das auf anderem Wege mit weniger Aufwand erreichen.     



Das heißt also, dass die fitflat-Kunden beruhigter telefonieren können als Telekom- oder Arcor-Kunden? 

Insbesondere in Häusern mit vielen vermieteten Wohnungen ist der unberechtigte Zugang zu Abhörzwecken zu den Kabelverteilern von analogen und ISDN-Telefonen in der Regel leicht zu bewerkstelligen, wird selten bemerkt und ist damit einem großen Personenkreis möglich. Durch die Verschlüsselung im fitflat Netz ist es ungleich aufwendiger ein Telefongespräch abzuhören. Deshalb telefonieren fitflat Kunden sicherer.    



Gibt es neben den Sicherheitsmaßnahmen, die neu.sw getroffen hat, Maßnahmen, die ein Kunde zusätzlich zu seinem eigenen Schutz treffen kann? 

Viele Nutzer des Internet haben Web-Cams und Mikrophone zur Kommunikation an ihrem Rechner angeschlossen. Wird dieser Rechner mit Schadsoftware (Viren und Trojaner) gekapert, kann der Angreifer den Raum um diesen Rechner akustisch und optisch überwachen. Deshalb lohnt es sich, die einschlägigen Sicherheitsregeln für Rechner einzuhalten und Mikrophone und Kameras bei Nichtgebrauch einfach auszustecken. 

Hier können Sie das Interview auch als Video ansehen:
Interview (Format: MPG, Größe: ca. 40 MB)